URD
Flammender Gedanke
In meinem Geiste ruht
Entrissen aus Urzeitens Glut
Verkehrend nur mit Einsamkeit
Glut Sturm
Weiß nicht, was geschieht, was das Jetzt gebar
Ich wandle und weile immerdar
Streife durch vergangener Zeiten Nächte Urd
Dem Baume zu dienen
Zu wehren Nidhöggrs Gewalt
Ich wandre zum geweihten Ort
Aus dem der Weltbaum sich erhebet
Ich netze die Zweige, daß keiner verdorrt
Mit Nebel, der ihn umschwebet
Ich tränke die Wurzel - aus Urdas Born
Daß die Esche - grünet und lebet
Drei Wurzeln dehnen sich weit im Raum
Die ab- und aufwärts ragen
An der ersten - wahrt der Hrimthursen Geschlecht
An der zweiten - spricht Hel den Toten Recht
An der dritten - mit sich selbst liegt sie im Gefecht
Flammender Gedanke
In meinem Geiste ruht
Entrissen aus Urzeitens Glut
Verkehrend nur mit Einsamkeit
Glut Sturm Urd
Dem Weltenbaum naht sich Feind um Feind
Ihm Lebenstrieb zu entreißen
Je höher Allsein in dir erscheint
So mehr wird Lebenslust kreisen
Drum Odin, wehre mit Götterkraft
Der urgewaltigen Leidenschaft
Surtalogi Weltenbrand
Aus Vergangenheitsgeschlecht gewoben
Die Zeit scheint wie gefroren, so still ist es hier. Der Grabstein vor dir wirft einen langen Schatten, der die feuchte Wiese bedeckt. Du fragst dich, was an den Geschichten wahr ist, die besagen, dass dieser Friedhof ein Friedhof der lebendigen Toten ist. Lebendige Wesen, die erst sterben werden. Die Geschichten sagen auch, dieser Friedhof vermag es, in die Zukunft zu blicken.
Der Grabstein vor dir wirkt kahl und traurig. Nur eine kleine Inschrift auf der Vorderseite zeichnet sich von dem Stein ab.
Auf dem Grabstein vor dir ist ein Name eingraviert: Hoffnung
Manchmal muss man Menschen gehen lassen
- nicht weil sie uns egal geworden sind,
sondern weil wir ihnen egal sind.
Anfang und Ende bin ich und die Zeit,
Die Seele, die den Raum durchwebt,
Das Aufwärts, das im Sonnenhimmel bebt,
Und Tiefe, welche Nächte weiht
Ich bin der Tau, der in die Täler fällt,
Das Atmen, das durch Gräser weht,
Mein Weg ist kurz und lang: Ein Wandrer geht
Sein Leben lang, durch Traum und Welt
Ich bin ein Brunnen, der beständig fließt,
Ein hohes Meer, das nordwärts rauscht,
Ich bin ein Baum, der in den Urgrund lauscht,
Ein Wald, der seine Runen liest
Mein Antlitz schaut ins All, versteint und still,
Dem Wandel der Gezeiten feind
Der Hauch bin ich, der niemals tot erscheint
Ich bin das Ich von Yggdrasil
Eine Esche weiß ich,
heißt Yggdrasil,
Den hohen Baum
netzt weißer Nebel;
Davon kommt der Tau,
der in die Täler fällt.
Immergrün steht er
über Urds Brunnen.
Davon kommen Frauen,
vielwissende,
Drei aus dem See
dort unterm Wipfel.
Urd heißt die eine,
die andre Verdandi:
Sie schnitten Stäbe;
Skuld hieß die dritte.
Sie legten die Runen,
das Leben bestimmten sie
Den Geschlechtern der Menschen,
das Schicksal verkündend